Leistungen und Therapieverfahren

Charakteristisch für geriatrische Patienten ist ihre Gebrechlichkeit (frailty). Dies bezeichnet einen Zustand, in dem durch altersphysiologische und krankheitsbedingte Veränderungen wichtige funktionelle Reserven reduziert sind.

Die reduzierten funktionellen Reserven machen den Gesundheitszustand älterer Menschen sehr labil, die Anpassungsfähigkeit an äußere Störfaktoren ist stark eingeschränkt. Schon leichte und scheinbar "banale" Einflüsse oder Veränderungen haben nicht selten dramatische negative Auswirkungen. Ältere Menschen mit geringen Kraftreserven kommen nach drei Tagen kompletter Bettruhe nicht mehr allein aus dem Bett, weil sie innerhalb der drei Tage zu viel Kraft verlieren. Leichter Flüssigkeitsmangel oder eine "banale" Infektion mit leichtem Fieber lösen akute Verwirrtheit aus.

Die Gemeinsamkeit geriatrischer Patienten ist das Vorliegen geriatrischer Syndrome und der Zustand von Gebrechlichkeit. Dennoch ist die Zielgruppe der geriatrischen Patienten äußerst inhomogen. Es ist charakteristisch für das höhere Lebensalter, dass die Unterschiede zwischen Individuen gleichen Alters größer sind als in allen anderen Lebensphasen. Bei der Zielgruppe liegen deshalb erheblich differierende Bedürfnisse und Bedarfe vor.

Entsprechend unterschiedlich sind auch die Behandlungsziele, die von der medizinischen Grundsituation sowie von den Einstellungen und Vorstellungen des Patienten abhängig sind. Grundlegende Behandlungsziele der Geriatrischen Medizin sind:

  • Stabilisierung bzw. Wiederherstellung des Gesundheitszustands
  • Förderung des Wohlbefindens
  • Förderung, Erhalt bzw. Wiederherstellung vorhandener Fähigkeiten (Mobilität, Kognition, Alltagskompetenz)
  • Reduktion von Gefährdungen (durch Vergesslichkeit, unsichere Mobilität, desorientiertes Umherlaufen)
  • Unterstützung und Entlastung pflegender Angehöriger

Die chronischen Erkrankungen sind nicht heilbar. Ziel ist deshalb, dass die Patienten trotz ihrer Erkrankungen möglichst selbstständig und mit möglichst hoher Lebensqualität leben können. Versorgungsmaßnahmen fokussieren deshalb stark auf die bestehenden funktionellen Einschränkungen, weil diese sich unabhängig von den bestehenden Erkrankungen verbessern lassen. Dabei ist in vielen Fällen auch die Gestaltung eines Autonomie fördernden Lebensumfelds von großer Bedeutung. Die Multimorbidität ist die Hintergrundmusik, die im Vordergrund stehenden medizinischen Probleme geriatrischer Patienten sind häufig:

  • internistische Erkrankungen (Herzerkrankungen, Lungenerkrankungen, Diabetes, gastroenterologische Erkrankungen, Infektionen, rheumatische Erkrankungen, Nierenerkrankungen)
  • neurologische Erkrankungen (Schlaganfall, Parkinson, Epilepsie)
  • psychiatrische Erkrankungen (Demenz, Depression)
  • orthopädische Erkrankungen und Unfälle (Arthrose, Osteoporose, sturzbedingte Frakturen)
  • Krebserkrankungen
  • eine palliative Situation

Strukturen, Leistungsspektrum sowie Kompetenzen im ärztlichen, pflegerischen und therapeutischen Bereich stellen sicher, dass Patienten mit diesen Erkrankungen im Geriatrischen Zentrum mit hoher Qualität versorgt werden.

UnsereLeistungsfelder

Die stationäre Versorgung geriatrischer Patienten erfolgt im Rahmen der Abteilung Innere Medizin/Geriatrie. Hier kümmert sich ein speziell interdisziplinäres Team um unsere alten Patienten:

  • Ärzte
  • Pflegekräfte
  • Ergotherapeuten
  • Physiotherapeuten (Krankengymnasten)
  • Logopädinnen
  • Psychologen
  • Musiktherapeuten
  • Seelsorger
  • Sozialdienst
  • Case- Management
  • Pflegeprozessmanagement
  • Demenz- Coach
  • Alltagsbegleiter
  • Therapiehund
  • Diätassistenten
  • Atemtherapeuten
  • Physikalische Therapeuten
  • Weitere

Die Geriatrische Tagesklinik ist eine ärztlich geleitete teilstationäre Einrichtung, in der Patienten von Montag bis Freitag von 08.00 bis 16.00 Uhr behandelt werden. Die Nacht und die behandlungsfreien Tage sowie Wochenenden und Feiertage verbringen die Patienten in ihrer häuslichen Umgebung. Die Patienten werden von einem multidisziplinären Team behandelt, das heißt, dass Ärzte, Pflegepersonal, Physio- und Ergotherapeuten, Logopäden und andere Berufsgruppen (s. o.) eng zusammenarbeiten. Den Patienten der Geriatrischen Tagesklinik steht das gleiche diagnostische und therapeutische Angebot zur Verfügung wie bei einem stationären Krankenhausaufenthalt. Die Behandlung in der Geriatrischen Tagesklinik kann den Übergang von vollstationärer in ambulante Behandlung erleichtern und zu einer kürzeren Verweildauer im Krankenhaus führen. Unser Ziel ist es, Krankheitssymptome zu lindern, eine größtmögliche Selbstständigkeit der Patienten zu erreichen und ihre Lebensqualität zu verbessern.

Frührehabilitation und Rehabilitation spielen eine zentrale Rolle in der Versorgung älterer Patienten. Sollte über den akut-stationären Aufenthalt im Geriatrischen Zentrum weiterer stationärer Rehabilitationsbedarf bestehen, arbeiten wir eng mit der Geriatrischen Rehaklinik am Diakonissenkrankenhaus in Mannheim und umgebenden Rehakliniken zusammen.

Cicely Saunders – Mitbegründerin der Palliativmedizin - sagte 1999: "Ich habe mich bewusst der Versorgung von Tumor-Patienten gewidmet. Ich wusste, dass es mir nicht gelingt, die Misere der Versorgung unserer alten Mitbürger aufzugreifen. Das Problem ist mir zu groß gewesen!!!!"

Geriatrie beinhaltet in besonderem Maße, alte Menschen auch im Fall nicht reversibler Krankheits- und Rückbildungsprozesse umsichtig und fürsorglich oft über längere Zeit zu begleiten, ihre Leiden zu lindern und ihnen im Sterben beizustehen. Neben dem rehabilitativen ist also auch der palliative Aspekt eine wichtige Grundlage für die Behandlung hochaltriger Menschen. Hierbei spielen Tumorerkrankungen statistisch eine untergeordnete Rolle.

Unsere Patienten können darauf vertrauen, dass ihnen gerade dann, wenn die Möglichkeiten lebenserhaltender Therapien erschöpft sind die aufmerksame und teilnehmende Zuwendung des geriatrischen Teams erhalten bleibt und ihr Wille bzw. ihr mutmaßlicher Wille Richtschnur unseres Handelns ist.

Wir pflegen eine enge Zusammenarbeit mit der Abteilung für Palliativmedizin. Das Geriatrische Zentrum Speyer arbeitet eng mit der Palliativakademie Mannheim bei der Weiterbildung Palliativmedizin und Palliative Care zusammen.

Unserer Klinik ist ein Zentrum für Aphasie angegliedert. Aphasie ist eine erworbene Sprachstörung, die nicht mit geistigen Einbußen einhergeht. Sie wird meist durch Schlaganfälle verursacht.  Betroffene und ihre Angehörigen können über das Aphasie-Zentrum Informationen zu Behandlungsmöglichkeiten und weitere Ratschläge erhalten und sich mit anderen Betroffenen austauschen.

Um Betroffene und deren Angehörige darin zu unterstützen, selbst alles zu tun, um so lange wie möglich ohne fremde Hilfe auszukommen, bietet das Geriatrische Zentrum im Rahmen der Vortragsreihe Speyerer Gesundheitsgespäche regelmäßig Vorträge zu verschiedenen Themen an.