Kreuzbandplastik

Die vordere Kreuzbandruptur ist eine der häufigsten Verletzungen des Kniegelenks, allein in Deutschland ereignen sich pro Jahr bis zu 100.000 Verletzungen dieser Art. Meist entsteht diese Verletzung bei Verdrehbewegungen, oft im Sport, beim Skifahren etc. Der Verletzte empfindet in der Regel Schmerzen und eine Instabilität des Kniegelenks bzw. des betroffenen Beins.

Neben der Krankengeschichte ist die klinische Untersuchung wegweisend. Mit speziellen Tests kann der geübte Sporttraumatologe eine Instabilität erkennen. Weiterführende Untersuchungen sind Röntgen und Kernspin. Letztere lässt vor allem auch die Begleitverletzungen erkennen, von denen der Zeitpunkt der Operation abhängen kann.

Therapiemöglichkeiten

Eine Kreuzbandverletzung kann operativ oder konservativ behandelt werden, wobei Anzahl und Qualität der Begleitverletzungen (Seitenband, Meniskus, Knorpel, hinteres Kreuzband etc.) entscheidenden Einfluss auf die Behandlung und die Prognose haben. Bei begleitenden Seitenbandverletzungen und/ oder Meniskusverletzungen liegt in der Regel auch eine Operationsindikation zur VKB-Plastik, dem Ersatz des vorderen Kreuzbandes vor.

Ist eine Operation nicht sinnvoll, wird eine Schmerztherapie mit abschwellenden Maßnahmen durchgeführt. Gleichzeitig ist eine Orthesenversorgung zur vorübergehenden Stabilisierung des Kniegelenks notwendig. Wie auch nach Operationen ist bei der konservativen Therapie muskelaufbauende Krankengymnastik unerlässlich, um den normalen Bewegungsablauf wieder herzustellen.

Wenn es zu einer Operation kommt, wird heute zum Ersatz des vorderen Kreuzbandes meist eine Semitendinosus-/ Gracilis-Sehnenplastik verwendet, die vergleichbar gute Ergebnisse zeigt wir die "klassische" Patellasehnenplastik, aber bei deutlich geringerer Entnahmemorbidität. Alternativ werden weiterhin die Patellasehne und die Quadrizepssehne mit Knochenblock verwendet. Bei einem erneuten Riss können dann die noch entsprechenden noch nicht implantierten Sehnen eingesetzt werden.

Einer der wesentlichen Schritte bei der Primäroperation ist die sehr präzise millimetergenaue Anlage der Bohrkanäle durch Ober- und Unterschenkel, in denen letztlich das Transplantat fixiert wird. Die Erfahrung des Operateurs und wissenschaftliches know-how sind entscheidende Einflussfaktoren für den Erfolg der Primäroperation und eventueller Revisionseingriffe.

Um die Funktion des vorderen Kreuzbandes möglichst originalgetreu wieder herzustellen ist eine anatomische Rekonstruktion notwendig. Um der Anatomie so gerecht wie möglich zu werden, hat sich in den letzten Jahren aus der konventionellen Einzelbündeltechnik die Doppelbündeltechnik entwickelt. Vor- und Nachteile der beiden Techniken werden diskutiert, in einer eigenen Studie gab es keinen hervorstechenden Unterschied zwischen den verschiedenen Techniken.

Bei Kindern und Jugendlichen mit offenen Wachstumsfugen sollte unabhängig vom Alter immer operiert werden.

Mehrere Studien zeigen im Langzeitverlauf häufige Folgeverletzungen und frühzeitige Arthroseentstehung, wenn nicht operiert wurde.

Nach der Operation

In der Regel dauert der stationäre Aufenthalt im Krankenhaus nur wenige Tage, direkt im Anschluss folgt eine ambulante Physiotherapie.

Therapieziel der ersten Wochen ist die Wiederherstellung der vollen Streckung und Beugung, in den folgenden Monaten ist die Schulung von Kraft und Koordination das Hauptziel. Ein operierter Patient kann meist nach etwa drei Wochen wieder Rad fahren, nach drei Monaten joggen und nach ca. sechs bis acht Monaten wieder sportartenspezifisches Training durchführen.

Bei einer exakten anatomischen Rekonstruktion des vorderen Kreuzbandes wird eine sehr gute Stabilisierung mit langfristiger Haltbarkeit erzielt.

Die Rerupturrate (Häufigkeit eines erneuten Risses) liegt bei erwachsenen Sportlern bei ca. 7 Prozent, bei Kindern und Jugendlichen bei etwa 10 Prozent.

Sollte eine vordere Kreuzbandersatzplastik erneut reißen, ist vor einer eventuellen Revision des betroffenen Kniegelenks eine genaue Versagensanalyse notwendig, um eine Wiederholung vergleichbarer Fehler zu vermeiden. Dabei wird zwischen biologischen, technischen und chirurgischen Fehlern unterschieden.

Biologische Fehler sind nicht vermeidbar, da sie die individuellen biologischen Gegebenheiten des Patienten widerspiegeln, also wie er beispielsweise auf die Sehnentransplantation reagiert.

Technische Fehler können die Transplantatwahl, Begleitverletzungen, Operationszeitpunkt, Fixationstechniken oder die Rehabilitation beinhalten.