Eine Schlaganfallerkrankung stellt für die betroffenen Menschen eine Quelle großen persönlichen Unglücks und für die Gesellschaft eine beträchtliche sozioökonomische Belastung dar. Die Anwendung der systemischen Thrombolyse sowie die Indikationsstellung zur mechanischen Intervention beim akuten Schlaganfall erfordert hohe fachliche, insbesondere neurologische Erfahrung.
Diese Erfahrung steht häufig nicht zu jedem Zeitpunkt an jeder erforderlichen Stelle zur Verfügung. Hier erscheint es möglich, durch Telemedizin Abhilfe zu schaffen. Bei Telemedizin handelt es sich um eine neue Videokonferenztechnologie, bei der ein Facharzt für Neurologie live bei der Untersuchung des Patienten vor Ort dabei ist. Er kann die Kamera so drehen und zoomen, dass er ein unmittelbares Bild des Patienten erhält, darüber hinaus leitet er den Arzt vor Ort an, um eine umfassende neurologische Untersuchung durchzuführen. Dadurch ist jetzt eine neurologische Betreuung akuter Schlaganfälle 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche möglich.
Übergeordnetes Ziel des telemedizinischen Schlaganfallnetzwerkes Rheinland-Pfalz (TemeS-RLP) ist eine verbesserte Versorgung der Schlaganfallpatienten in ganz Rheinland-Pfalz. Die Versorgung soll nach modernsten medizinischen Gesichtspunkten und unter Beachtung des Stroke Unit-Konzeptes des Landes möglichst wohnortnah erfolgen. Die telemedizinische Anbindung soll regionalen, nicht neurologisch geführten Stroke Units sowie Krankenhäusern, die über keine Stroke Unit verfügen und außerhalb einer sinnvollen Erreichbarkeit einer bereits bestehenden Stroke Unit liegen, eine 24-stündige teleneurologische Anbindung ermöglichen. Patienten, die nach dem telemedizinischen Konsil nicht vor Ort behandelt werden können, werden in der nächstgelegenen überregionalen oder regionalen Schlaganfalleinheit, die die erforderlichen therapeutischen Möglichkeiten vorhält, behandelt.
Ziel von TemeS-RLP im Speziellen ist es, die Rate an systemischer Thrombolyse im Land zu steigern und diese Therapie den betroffenen Patienten möglichst früh zur Verfügung zu stellen. Des Weiteren soll es durch TemeS-RLP ermöglicht werden, frühzeitig Patienten zu identifizieren, die von einer invasiven Schlaganfallbehandlung (mechanische Intervention) durch die Verlegung in ein überregionales Zentren profitieren. Somit sollen regionale Versorgungsnachteile ausgeglichen werden.