An heißen Tagen sollten sich vor allem Senioren und Vorerkrankte nicht in der prallen Sonne aufhalten und Anstrengung vermeiden, rät die Ärztliche Direktorin Dr. Dagmar Hübner. „Am besten halten Sie die Räume kühl, lüften nur abends und nachts und essen nicht zu schwere Gerichte“, empfiehlt sie. Bei hohen Temperaturen verliert der Körper durch Schwitzen deutlich mehr Flüssigkeit und damit auch Salze wie Elektrolyte. „Daher sollte man trinken, bevor man durstig wird“, so die Ärztliche Direktorin. Empfehlenswert seien Mengen von zwei bis drei Liter am Tag, „vor allem Mineralwasser, Säfte als Schorle oder ungesüßte Tees wie Früchte- oder Kräutertee, am besten nur leicht gekühlt oder lauwarm.“
„Besonders ältere Menschen sind in der aktuellen Hitzewelle gefährdet, weil der Mechanismus der ,Selbstkühlung‘ durch Schwitzen mitunter nicht mehr so gut funktioniert wie bei Jüngeren“, erklärt Dr. Sigrid Göttlicher, Chefärztin Geriatrie. „Betagte Menschen empfinden oft auch weniger Durst oder meiden die Flüssigkeitsaufnahme aus Sorge vor Inkontinenz. Zudem leiden sie oftmals an Vorerkrankungen.“ All dies erhöhe das Risiko für Stürze, Kreislaufprobleme und Austrocknung.
Wer Medikamente einnimmt, sollte nach Auskunft der Medizinerinnen ein paar Hitzeregeln beachten. „Medikamente, die nicht im Kühlschrank gelagert werden müssen, sollten im kühlsten Raum der Wohnung aufbewahrt werden, weil Lagerungstemperaturen über 25º C ihre Wirksamkeit beeinträchtigen können“, gibt Dr. Hübner zu bedenken. Außerdem könne es sinnvoll sein, die Dosierung insbesondere wassertreibender und generell kreislaufwirksamer Arzneimittel durch den Hausarzt überprüfen zu lassen, ergänzt Dr. Göttlicher. „Manche Präparate können die Anpassung des Kreislaufs an die hohen Temperaturen beeinträchtigen oder das Risiko einer Überhitzung erhöhen“, sagt sie.
Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen könne es zu Hitzschlägen kommen, so die Medizinerinnen. Anzeichen seien erhöhte Körpertemperatur, heiße und trockene Haut, beschleunigter Puls, Müdigkeit und Erschöpfung, Krämpfe und Erbrechen, aber auch Schwindelgefühl, Verwirrtheit und Halluzinationen. „Bei Bewusstlosigkeit muss unter 112 sofort der Rettungsdienst gerufen werden“, betonen sie.
Auf hitzebedingte medizinische Notfälle sind die Ärzt:innen in der Zentralen Notaufnahme (ZNA) des Evangelischen Krankenhauses sehr gut eingestellt. „Besonders älteren Menschen macht die große Hitze zu schaffen, aber auch jüngere Patienten stellen sich mitunter mit akuten Kreislaufproblemen vor, insbesondere, wenn sie direkt der Sonne ausgesetzt waren“, berichtet Dr. Vojtech Zatko, Ärztlicher Leiter der ZNA. „Patient:innen mit hitzebedingten Kollapszuständen oder Synkopen (kurzfristige Bewusstlosigkeit) können nach einer Infusionsbehandlung meistens ambulant weiter versorgt werden“, erläutert der Notfallmediziner.