Dies läge unter anderem an der Maskenpflicht, die im Haus gilt. „Diese Maßnahme hat uns zuverlässig durch die Pandemie gebracht: Es ist uns kein Fall bekannt, in dem sich in diesen bald zweieinhalb Jahren ein Kind bei uns auf der Station mit COVID angesteckt hat. Bei Tuberkulose bieten die Masken sogar noch mehr Schutz, weil die Bakterien deutlich größer sind.“ Auch Dr. Folke Brinkmann, Mitglied im Expertenbeirat pandemische Atemwegsinfektionen des Robert Koch-Instituts (RKI), deren Einschätzung die Klinik eingeholt hat, hält das Risiko einer Ansteckung für „sehr, sehr überschaubar“.
Krankenhaus und Gesundheitsamt haben in den vergangenen Tagen intensiv daran gearbeitet, die Kinder zu ermitteln, die als Kontaktpersonen gelten. Um maximale Sicherheit herzustellen, wird dabei ein Zeitraum vom 1. Juli 2021 bis zum letzten Arbeitstag der erkrankten Mitarbeiterin am 19. April betrachtet.
„Niemand sollte sich jetzt unbegründet Sorgen machen“, stellt Gausepohl klar. Viele der Kinder, die in diesem Zeitraum behandelt wurden, seien nicht von der erkrankten Kollegin gepflegt worden. Die Eltern der insgesamt 193 Kinder, die als Kontaktpersonen gelten, habe das Gesundheitsamt bereits angeschrieben. „Das ist natürlich trotz des sehr überschaubaren Risikos eine beunruhigende Nachricht“, sagt Gausepohl. Umso wichtiger sei es, jetzt möglichst schnell Klarheit herzustellen. Die Klinik habe dem Schreiben des Gesundheitsamts einen Elternbrief beigelegt und die nächsten Schritte erläutert. Auch eine telefonische Hotline habe man für die betroffenen Eltern eingerichtet, um sie in dieser Situation zu unterstützen.
„Die Kinder sollten zeitnah von ihrem behandelnden Kinderarzt untersucht und in der Regel auch getestet werden“, erklärt Gausepohl. Nur so könne sichergestellt werden, dass im unwahrscheinlichen Fall einer Infektion umgehend mit der Behandlung begonnen werde. Diese Therapie mit Antibiotika sei zwar langwierig, aber effektiv.
„Bei unserer erkrankten Kollegin wurden die Erreger auf Resistenzen untersucht. Dabei hat sich erfreulicherweise herausgestellt, dass diese Bakterien auf die üblicherweise eingesetzten Antibiotika gut ansprechen. Durch die eingeleitete Therapie ist sie daher auch bereits auf dem Weg der Besserung. Sollte sich also wider Erwarten doch jemand bei ihr angesteckt haben, wären auch in diesem Fall sehr gute Therapiemöglichkeiten gegeben.
Erwachsene gelten nach den Leitlinien des RKI erst dann als Kontaktperson, wenn sie insgesamt mindestens acht Stunden ungeschützten Kontakt zu einer an einer offenen Lungentuberkulose erkrankten Person hatten. „Das trifft nach unserem aktuellen Kenntnisstand weder auf die Eltern noch auf unsere Mitarbeitenden auf der Station zu, da beide Gruppen Maske getragen haben“, erklärt der Leiter der Krankenhaushygiene, Dr. Thomas Kienbaum. Trotzdem habe man sich entschieden, alle Mitarbeitenden auf der betroffenen Station direkt im Haus zu testen. „Wir gehen also über die Empfehlung des RKI hinaus.“
Insgesamt werden 82 Mitarbeitende verschiedener Berufsgruppen getestet, darunter Pflegekräfte, Ärztinnen und Ärzte, aber auch Psychologen, Therapeuten und Reinigungskräfte. Die meisten Testergebnisse liegen bereits vor. In einem Fall ist der Bluttest positiv ausgefallen. „Das bedeutet erst einmal nur, dass diese Mitarbeiterin in ihrem Leben bereits einmal mit dem Erreger in Kontakt war“, ordnet Kienbaum den Befund ein. Ob sie sich kürzlich bei ihrer erkrankten Kollegin angesteckt habe oder dieser Kontakt in einem komplett anderen Zusammenhang erfolgt sei und bereits länger zurückläge, lasse sich nur noch sehr schwer feststellen. Wichtig sei, dass eine offene Lungentuberkulose mit Hilfe einer radiologischen Untersuchung der Lunge auf jeden Fall ausgeschlossen werden konnte. „Da nur Erkrankte mit der offenen Form einer Lungentuberkulose andere Personen anstecken können, ging von dieser Mitarbeiterin zu keinem Zeitpunkt ein Infektionsrisiko aus.“ Alle weiteren bisher vorliegenden Testergebnisse sind unauffällig. Unter anderem stehen wegen Urlaub der zu Testenden noch Ergebnisse aus. Sie werden bis zum Ende der Woche (KW 23) erwartet.
„Das Gesundheitsamt hat bestätigt, dass alle Mitarbeitenden unter Fortführung der ohnehin bereits bestehenden strengen Hygienemaßnahmen ohne Bedenken ihren Dienst versehen können. Darüber sind wir sehr froh“, betont Gausepohl, „denn an allererster Stelle steht – neben der Patientensicherheit – für uns, dass wir die uns anvertrauten Babys in der gewohnt hohen Behandlungsqualität versorgen können.“